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Gastartikel: Topentscheider der Geschichte (2)

Normalerweise schreibe ich darüber, wie man gute Entscheidungen trifft. Aber wenn ich schon einen Gastbeitrag im Best-Practice-Business Blog schreibe, dann will ich auch meinen Beitrag zu Best-Practice-Anwendungen leisten. Die Beispiele von Burkhard sind in der Regel topaktuell. Das sind meine auch, allerdings stammen sie aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Auch wenn meine Akteure nicht mehr taufrisch sind, können wir als Unternehmer trotzdem einige interessante Ideen von damals in die Neuzeit übertragen.

Im zweiten Teil beschäftigen uns mit den Fuggern und ihrem mächtigen Patriarchen Jakob der Reiche. Eigentlich sollte er Priester werden. Doch das Schicksal hatte eine andere Aufgabe für ihn. Er machte mit Fürsten, Königen und Kaisern Geschäfte und häufte ein größeres Vermögen an, als jeder andere in der Geschichte vor ihm und hätte um ein Haar fast alles wieder verloren.

Er kaufte sich einen Kaiser

Wie auch schon Cosimo den Medici ein Jahrhundert zuvor, unterlag Jakob Fugger dem Zinsverbot der katholischen Kirche. Mit Handel wurde man damals reich. Die Fugger in Augsburg wurden jedoch noch wesentlich reicher als die de Medicis es jemals waren, weil sie aus der Not eine Tugend machten.
Sie verliehen Geld an Fürsten, Könige und Kaiser, für deren zahllosen Kriege. Ein hochriskantes Geschäft, denn wenn der Kunde sein Geld nicht zurückzahlen wollte, dann konnte der Gläubiger nicht viel dagegen tun, wollte er nicht um Leib und Leben fürchten. Die einzige Sicherheit in dem Geschäft lag für den Gläubiger darin, dass sein Kunde sich auch in Zukunft Geld von ihm leihen wollte. Für Kredite musste ein Pfand hinterlegt werden. Das waren in der Regel die Schürfrechte an Edelmetallminen. Die Fugger beuteten dann die Minen aus und tauschten das Edelmetall in Waren, die sie in ganz Europa über ihre Handelskontore verkauften. Das erwies sich als sehr lukrativ. So verdienten sie am Geldverleih, ohne Zinsen dafür zu nehmen.

Dieses System konnte allerdings nur so lange funktionieren, wie der Kaiser Geld für seine Kriege brauchte. Denn der Hauptkunde der Fugger war Kaiser Maximilian I. Er war so etwas für die Fugger, was man heute ein „Klumpenrisiko“ nennen würde. Der Kaiser war von den Fuggern so abhängig, wie sie es von ihm waren. Bis zu dem Tag, an dem er auf dem Sterbebett lag. Da brauchte er kein Geld mehr.

Von einem Moment auf den anderen war alles, was die Fugger aufgebaut hatten in Gefahr. Denn sein Nachfolger musste die Verpflichtungen Maximilians gegenüber den Fuggern nicht anerkennen. Ihnen drohte ein Desaster.

Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Daher entschloss sich Jakob Fugger, Karl V. anzubieten, ihn bei der Wahl zum Kaiser zu unterstützen. Dieser sollte dafür die Verpflichtungen seines Vorgängers anerkennen plus der „Handsalben“ (Bestechungsgelder), die der Fugger aufbringen würde.
Karl V., König von Spanien und ein Enkel Maximilians I., willigte ein. Insgesamt mobilisierte Jakob Fugger in der Folge 852.000 Gulden. Zu damaligen Zeiten war das eine unvorstellbar hohe Summe. Die Fugger setzten damit alles auf eine Karte, weil sie sonst alles verloren hätten.

Die Sache lief allerdings zunächst gründlich schief. Denn die sieben deutschen Kurfürsten in der Frankfurter Bartholomäuskirche entschieden sich für einen Kandidaten aus ihrer Mitte und gegen Karl V. und seinen Konkurrenten Franz I., König von Frankreich.

Der neue Kaiser sollte Friedrich von Sachsen sein. Als ihm allerdings ein habsburgischer Truppenaufmarsch vor den Toren der Stadt seine bescheidenen Möglichkeiten vor Augen führte, nahm er die Wahl nicht an.
Der Rest war eine reine Wirtschaftlichkeitsrechnung. Karl V. konnte dank der Fugger 550.000 Gulden mehr bieten als der Franzose. Das gab den Ausschlag. So kaufte sich Jakob Fugger also seinen eigenen Kaiser und rettete sein Vermögen.

Erfolg bedeutet, Abhängigkeit zu schaffen

Der Erfolg von Jakob Fugger beruht aber nicht auf diesem polischen Schaustück. Er war deshalb so erfolgreich, weil er sich seine Kunden abhängig gemacht hat. Ohne das Geld der Fugger hätten die meisten seiner Kunden ihre Macht und Privilegien in ihren Kriegen verloren.

Darum geht es heute natürlich nicht mehr. Aber schauen wir uns zum Beispiel ein Unternehmen wie XING an: Die Möglichkeiten, die XING für seine Kunden (Selbständige, Manager und Unternehmer) schafft, macht es für sie unverzichtbar. Wenn XING seine Funktionen weiterhin gut ausbaut, werden seine Kunden zukünftig mehr von dem Unternehmen abhängig sein.

Auch Google schafft in gewisser Weise Abhängigkeit. Denn auf seine Suchfunktionen möchten wir heute alle nicht mehr verzichten. Für Googles Anzeigenkunden sieht die Sache allerdings noch weit dramatischer aus. Viele brauchen die Textanzeigen, denn das Wohl und Wehe ihres ganzen Geschäfts hängt davon ab.

Achten Sie einmal darauf. Wirklich erfolgreiche Unternehmen machen sich unverzichtbar. Allerdings haben diese Unternehmen seit den Fuggern einiges dazugelernt. Denn anders als zwischen den Fuggern und dem Kaiser, ist die Abhängigkeit nicht mehr gegenseitig.

Google würde es zum Beispiel nicht einmal merken, wenn ich zukünftig Yahoo als bevorzugte Suchmaschine nutzen würde.

One Response to Gastartikel: Topentscheider der Geschichte (2)

  1. […] der Geschichte (Best-Practice): Im zweiten Teil dieser interessanten Serie geht es um die riskanteste Entscheidung der Fugger – […]

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